Die Materialien der Tragetücher

Ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für ein Tragetuch ist die Materialzusammensetzung. Ich spreche an dieser Stelle nicht von all den neuen Materialien, die den Tuchmarkt besonders im High-End Bereich immer wieder bereichern, sondern bleibe bei den klassischen Materialien, die da wären: Baumwolle, Leinen, HanfWolle/Cashmere, und Seide.
In verschiedenen Anteilen, aber fast immer in Verbindung mit Baumwolle, werden aus den oben genannten Materialien Tragetücher gewebt. Die verschiedenen Materialien geben dem Tuch zusätzliche Stabilität und unterschiedliche Binde- und Trageeigenschaften.

Baumwolle 

ist der Klassiker, absolut anfängertauglich und ein richtiger Allrounder. Als Mischgewebe oder zu 100%, man trifft sie nahezu überall an. Sie ist stabil aber auch flexibel und sie hat einen gewissen Stretch. Sie ist pflegeleicht, sehr robust und schnell eingekuschelt. Mit einem mittelschweren Baumwolltuch kann man in der Regel nichts falsch machen.

Tücher mit Leinenanteil (oder auch 100% Leinen) 

sind viel fester, denn Leinen ist eine sehr starke, strapazierfähige Faser, nahezu ohne jeden Stretch. Die Struktur der Leinenfaser verleiht dem Tuch ordentlich Grip. Das Tuch kann daher viel dünner und gleichzeitig stabiler als ein vergleichbares Baumwolltuch sein. Allerdings brauchen Leinentücher eine gewisse Zeit, bis sie weich gekuschelt sind. Ein gut eingetragenes Leinentuch ist im Sommer der beste Begleiter. Leinen ist herrlich luftig und kühl und bleibt dabei trotzdem unschlagbar stabil.

Hanf 

hat sehr ähnliche Eigenschaften wie Leinen, nur ist die Faser ein wenig gröber und hat geringfügig mehr Stretch. Auch hier muss etwas Arbeit investiert werden, bis das Tuch gut eingetragen ist, jedoch lohnt sich diese in jedem Fall. Tücher mit Leinen- oder Hanfanteil sind meist etwas griffiger und gleiten nicht so leicht übereinander, dafür sitzen sie, einmal richtig gebunden, bombenfest. Beide Materialien sind sehr gut für größere und schwerere Kinder geeignet.

Wolle/Kaschmir 

kann grob oder fein gesponnen werden, ist recht stabil und hat ein wenig Stretch. Im Winter wärmt sie und im Sommer wirkt sie wunderbar temperaturausgleichend. Kaschmir- oder Alpakawolle hat besonders feine Fasern, die hervorragend wärmen und dabei ein geringes Eigengewicht aufweisen. Tücher mit Wollanteil sind gleichzeitig stabil und flauschig. Das macht sie besonders edel. Die Tücher werden mit regelmäßigem Gebrauch kuschelweich und die Tuchbahnen gleiten super übereinander. Trotzdem bleiben sie, einmal festgezogen, an Ort und Stelle.

Seide 

schimmert wunderschön und lässt den Stoff fließen. Seide kühlt im Sommer und ist sehr stabil. Sie hat eine glatte Oberfläche, die das straff ziehen erleichtern kann und die Stoffbahnen gleiten bei mehrlagigen Bindeweisen sehr gut übereinander. Aufgrund dieser Eigenschaften kann es allerdings auch vorkommen, dass schneller Fadenzieher entstehen oder das Tuch ‘rutschig’ wird und daher nach einer Weile nochmal nachgestrafft werden muss. Eine Ausnahme bilden hier Tussah und Bouretteseide, denn diese haben eine etwas gröbere Struktur, sie machen das Tuch fester und gleiten am Anfang oftmals nicht so gut. Dafür sind sie meist gröber als klassische Seide und haben wesentlich mehr Grip.

 

Wie kann ich jetzt also herausfinden, welches Tragetuch für mich geeignet ist? 

Das Thema Tragetücher, ihre verschiedenen Zusammensetzungen und Binde- wie auch Trageeigenschaften sind ein ganz eigenes Thema für sich. Um das optimale Tuch für sich zu finden, hilft eigentlich nur ausprobieren. Alle hochwertigen Tücher funktionieren gut, die Frage ist eben nur, was einem selber am besten gefällt. 

 Als Trageneuling wirst du mit einem mittelschweren Baumwolltuch jedoch nichts falsch machen. Es wird schnell kuschelweich sein und sich gut binden und straffen lassen. Mit der richtigen Technik bleibt es außerdem lange bequem. Es kann der Einstieg in eine bunte Welt voller verschiedener Tücher sein - oder es bleibt das eine und einzige.
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